So klappts mit den Terzen

Es gibt Bewegungen, für die Kraft und Dehnung nötig sind. Freilich sind die Voraussetzungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Während dem einen bereits das Binden der Schuhe Schweißperlen auf die Stirne zu treiben vermag, kratzen sich andere bereits in der ersten Yogastunde virtuos mit Ihrem linken Fuß am rechten Ohr (der Autor dieses Textes gehört nicht zu dieser Kategorie).

Auch für das Spielen von Terzen auf der Geige (und noch mehr auf der Bratsche) spielen Kraft und Dehnung eine Rolle.

Folgende Terzen-Tonleiter könnte z. B. einen Einstieg in das Terzen-Lernen darstellen:

G-Dur-Skala in Terzen

Gezieltes Training des 3. und 4. Fingers sowie der Handstellung

Um Frust bei der ersten Annäherung an das Spielen von Terzen zu vermeiden, lohnt sich gezieltes Training der schwächeren Finger und der Handstellung. So haben wir häufig beim Lernen der Terzen zwei spezifische Problemstellung (auf die allgemeinen Herausforderungen beim Lernen von Doppelgriffen, etwa die Intonation oder die Bogenbalance, gehe ich an dieser Stelle nicht ein) gleichzeitig zu bewältigen:

  • Die Hand muss beim Spielen von Terzen etwas mehr eingedreht werden (Supination), um eine gute Position des 3. und 4. Fingers zu erreichen. Diese Dehnung ist für viele Hobbymusiker (bei Männern ist dies häufiger als bei Frauen zu beobachten) eine Herausforderung.
  • Die Lagenwechsel mit dem 3. und 4. Finger, die beim Terzen spielen durchwegs nötig sind, werden häufig als anstrengend und unsicher empfunden. Dies liegt daran, dass einerseits der 4. Finger der schwächste Finger ist. Der Lagenwechsel mit dem 3. und 4. Finger kommt andererseits in der täglichen Praxis fast nicht vor und ist entsprechend unsicher.

Mit folgender Übung, dem Spielen nur der unteren Note der Skala, lassen sich diese Problemstellungen gezielt trainieren, ohne zunächst die anderen Herausforderungen des Doppelgriff-Lernens mitdenken zu müssen:

G-Dur-Skala mit den für das Terzenspiel relevanten Fingersätzen

Bei dieser Übung ist Folgendes zu beachten:

  • Die Lagenwechsel sind wie gewohnt zu üben. Lagenwechsel sollten prinzipiell langsam und mit herabgesetzten Druck in der Gleitphase geübt werden
  • Die Handstellung sollte möglichst stabil sein. Ein Drehen der Hand während der Übung oder das Einknicken des Handgelenks sollten vermieden werden. Die Supination (Eindrehung) der Hand sollte im Laufe der Zeit optimiert werden: der 4. Finger sollte nicht flach, sondern wie eine runde Brücke aussehen
  • Eine besondere Aufmerksamkeit verdient der Daumen: Der Daumen sollte beim Lagenwechsel konsequent parallel etwa zum 1. Finger (der, bei diesem Lagenwechsel wohlgemerkt das Griffbrett gar nicht berührt) geführt werden und der Daumendruck sollte möglichst gering sein

Mäßig, dafür regelmäßig trainieren

Kraft und Dehnung sind Aspekte, die eindeutig Zeit beanspruchen: Übereifer kann mitunter den Sehnen schaden und zu Schmerzen führen. Ich empfehle kurze, dafür aber sehr regelmäßige Übe-Einheiten über längere Zeiträume (etwa 3-5 Minuten täglich über einen Zeitraum von mehreren Wochen).

Veröffentlicht von

Heinz

Heinz hat Violine und Viola in Wien studiert und ist als Geigen-, Bratschen- und Kammermusiklehrer tätig. Seine besondere Liebe gilt der Kammermusik, Franz Schubert und philologisch hervorragenden Notenausgaben. Nach mehr als einem Jahrzehnt in Deutschland (Heidelberg und Bamberg) lebt Heinz ab Herbst 2022 wieder in seiner Heimatstadt Wien.

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