Wie stellt man einen Steg auf? Anleitung für Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass

Der unscheinbare Steg gehört — obzwar er zur Rubrik der leichter austauschbaren Ersatzteile von Geige, Bratsche, Cello oder Kontrabass gezählt werden kann — zu den wichtigsten Bauteilen der Streichinstrumente. Denn immerhin bildet er die Brücke (auf englisch wird der Steg sehr passend mit „bridge“ bezeichnet) zwischen der Saite und dem Resonanzkörper. Daher ist es nicht nur wichtig, dass der Steg zunächst professionell für das Instrument angepasst, d.h. zugeschnitten wird; vielmehr sollte auch ein Augenmerk darauf gerichtet werden, dass der Steg, der übrigens nicht aufgeleimt wird, sondern nur durch den Saitendruck auf der Decke hält, auf dem richtigen Platz steht.

Es kann auch vorkommen, dass man in die Verlegenheit kommt, den Steg selbst aufstellen zu müssen — etwa wenn man ein Cello oder einen Bass bei einem Online-Musikhaus bestellt. Dies ist keine Schikane der Händler, die die Instrumente ansonsten spielfertig liefern, sondern den Versicherungsgesellschaften geschuldet, die verlangen, dass der Steg für den Transport wieder von der Decke genommen wird.

Alles in allem ist das Aufstellen und Ausrichten des Steges aber keine Hexerei und kann vom Laien vorgenommen werden. So ermutige ich meine Schüler und Schülerinnen im Geigen- oder Bratschenunterricht regelmäßig, den den korrekten Sitz den Steges zu kontrollieren und gegebenenfalls selbst zu korrigieren. Dies ist in der Regel völlig unproblematisch, sofern einige wichtige Punkte beachtet werden.

Steht der Stimmstock?

Das Erste, was es zu beachten gilt ist die Frage, ob der Stimmstock steht oder umgefallen ist. Zu diesem Zweck blickt man bei gutem Licht in das rechte F-Loch. Ist dort ein kleines rundes Holzstückchen aufrecht stehend zu sehen, ist alles in Ordnung und der Steg darf aufgestellt werden.

Die richtige Richtung

Bevor man den Steg aufstellt, kann man noch die Kerben, in welche die Saiten eingelegt werden so präparieren, dass die Saiten besser gleiten. Zu diesem Zweck reibt man die Kerben mit einem handelsüblichen Bleistift (Graphit) ein. Außerdem sollte man ein weiches Tuch unter den Saitenhalter schieben, um gegebenenfalls unschöne Kratzer auf dem Lack zu vermeiden. Anschließend dreht man den Steg, der leicht asymmetrisch geschnitten ist, so, dass die lange Seite nach links zeigt:Stegpositon: hohe Seite nach links
Auf die hohe Seite des Steges kommt die tiefste Saite des Instruments: auf der Geige die G-Saite, auf Bratsche und Cello die C-Saite sowie auf dem Kontrabass die E-Saite (die Abbildung oben zeigt das Schema für die Geige).

Saiten lockern, Stegfüße auf den richtigen Platz stellen

Die Geige, die Bratsche, das Cello oder den Bass so halten, dass die Schnecke nach oben zeigt. Anschließend lockert man die Saiten gerade soviel, dass der Steg mit nicht allzu großem Druck alleine auf der Decke steht und man die Feinjustierung vornehmen kann. In vielen Fällen sind die korrekten Stellen für die Stegfüße markiert. Ist dies nicht der Fall, orientiert man sich an den sogenannten F-Kerben der F-Löcher. Der Steg sollte mittig zu den F-Kerben ausgerichtet werden (Ausrichtung oben-unten) sowie mittig zwischen den F-Löchern stehen (Ausrichtung links-rechts; am besten mit einem Maßband nachkontrollieren):

Stegposition: Ausrichtung anhand der F-Kerben, links und rechts gleicher Abstand

Saiten spannen und Winkel justieren

Nach und nach sollte nun die Spannung der Saiten erhöht werden bis die korrekte Stimmung der Saiten erreicht ist. Dabei kontrolliert man mehrmals den Winkel des Steges zur Decke und justiert ihn gegebenenfalls nach. Ideal ist ein rechter Winkel zwischen Steg und Decke oder aber eine leichte Neigung in Richtung Saitenhalter:

Stegposition: ein Winkel von 90 Grad wäre optimal

Veröffentlicht von

Heinz

Heinz hat Violine und Viola in Wien studiert und ist als Geigen-, Bratschen- und Kammermusiklehrer tätig. Seine besondere Liebe gilt der Kammermusik, Franz Schubert und philologisch hervorragenden Notenausgaben. Nach mehr als einem Jahrzehnt in Deutschland (Heidelberg und Bamberg) lebt Heinz ab Herbst 2022 wieder in seiner Heimatstadt Wien.

12 Gedanken zu „Wie stellt man einen Steg auf? Anleitung für Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass“

  1. Beim Aufstellen des Steges rutscht beim Cello manchmal die Anhängesaite über den Endknopf. Man sollte das kontrollieren, bevor man die Saitenspannung erhöht. Lieben Gruß Volker

      1. Hallo Heinz, danke für die Info. Ich habe eine Brücke gekauft. Egal was ich getan habe: die Füße auf beiden Seiten sitzen nicht so ganz richtig auf dem Korpus.
        Was soll ich tun?
        Danke

        1. Hally Bahty,

          ich empfehle Dir zu einem Geigenbauer zu gehen. Das Anpassen des Steges auf die Decke eines Streichinstruments ist eigentlich die Aufgabe für einen Profi-Handwerker. Das ist zwar nich ganz billig, zahlt sich aber auf jeden Fall aus…

          LG
          Heinz

  2. Habe mir eine neue Geige bestellt, wo auch der Steg extra eingepackt war. War zuerst enttäuscht, da ich dachte, ich muss jetzt zum Geigenbauer. Mit der Anleitung hats aber geklappt. Vielen Dank! Greez Siri

  3. Super…ich bin erleichtert und übergluecklich. Steg passt, Nylonsaiten sind drauf. Mein Contrabajo läuft. Ist zwar 30 Jahre alt, aber dennoch super. Danke fuer die tolle und witzige Anleitung.

  4. Mein Sohn will gern Geige lernen aber weder ich noch meine Frau kennen uns auf dem Gebiet aus. Ich wusste nicht das der Steg bei Geigen im Handel den Versicherungsgesellschaften geschuldet ist und das dieser später wieder entfernt werden kann. Ich werde das im Sinn behalten, wenn wir eine Geige für unseren Sohn kaufen.

  5. Hallo

    Ich habe online eine Geige gekauft, der Steg ist separat verpackt wie beschrieben, aber er hat keinerlei Kerben für die Saiten.
    Muss ich die selbst einschneiden ? Wie? Oder ohne Kerben aufstellen?

    1. Lieber Herr Tauber,

      normalerweise sind Stegkerben vorhanden. Falls es sich um einen unbearbeiteten Steg handelt, dann müssten Sie, fürchte ich, den Gang zum Geigenbauer antreten.

      Herzliche Grüße
      Heinz Neuwirth

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